Montag, 6. Februar 2017

Fanatismus und die Vorwürfe gegen RT

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Oft ist zu sehen oder zu lesen, wie bestimmte Institutionen, Personen oder Ansichten, ohne weiteres Liefern von unterstützenden Argumenten, als Propaganda oder Verschwörungstheorie abgetan werden. Hinter diesem Verhalten steckt nichts anderes als Fanatismus, welchen ich in diesem Text anhand eines aktuellen Beispiels etwas erklären werden.

Begriffsdefinition
Fanatismus wird als die Besessenheit von einer Idee, Vorstellung oder Ideologie erachtet. Er dient der Absicherung gegen Ungewissheiten, sprich bestimmte Möglichkeiten, die nicht in die eigene Weltanschauen passen, werden ausgeschlossen. Um nun Kritikern zu entgegnen, welche diese Möglichkeiten in Erwägung ziehen, unterstellt man der Motivation für die Kritik eine bestimmte Ursache, welche die eigene Meinung automatisch bestätigt. Ein einfaches Beispiel: „Jemand der Gott kritisiert ist ein Werkzeug des Teufels.“ Es ist unmöglich einen Vertreter dieser Ansicht mit Argumenten von etwas anderem zu überzeugen, da ja dieser Versuch seine Ansicht bestätigt.

Bei diesem Vorgehen handelt es sich aber nicht nur um eine irreführenden Rückschluss von der Wirkung (Kritik, andere Ansicht) zur Ursache (Werkzeug des Teufels), sondern auch um einen unvollständigen, da er den Anspruch erhebt der einzig mögliche zu sein. In Wahrheit kann es aber unzählige Gründe für Kritik geben. Darüber hinaus stellt ein solches Verhalten ein sehr „geschlossenes Weltbild“ dar – unerwünschte Möglichkeiten werden einfach eliminiert.

Anwendung
Diese Art der Absicherung gegen unerwünschte Kritik wird von Medien und Politikern gerne angewandt, um die Öffentlichkeit zu lenken und ein bestimmtes (Feind)Bild zu vermitteln. Das kann zum Beispiel nach dem Schema „die Opposition lenke mit ihrer Kritik von ihrer eigenen Inkompetenz ab“, gemacht werden. Im Endeffekt kommt immer der selbe Trick zur Anwendung, egal ob in Religion, Politik oder gar Wissenschaft.

Beleuchten wird das Verfahren an einem konkreten Beispiel oder besser gesagt an einem reflexartigen Verhalten der westlichen Mainstream-Medien. Der russische Sender RT wird oft mit Worten wie „Putin-Propaganda“ oder „Verlängerter Arm des Kreml“ gebrandmarkt. Der deutsche Journalist Ulrich Teusch geht auf diesen Umstand in seinem Buch „Lückenpresse“ etwas näher ein und merkt an: „US-Außenminister Kerry hat RT im April 2014 als 'propaganda bullhorn' bezeichnet, das die 'fantasies' von Herrn Putin verbreite. Jedoch: Wenn es nur das wäre, müssten sich die politischen Eliten in den USA oder Großbritannien wenig grämen. Denn dann wäre der Erfolg des Programms vernachlässigbar.“ (1)

Bevor ich auf diese Vorwürfe eingehe sei noch gesagt, RT ist in der Tat ein „Tendenzmedium“, aber das wichtige Detail ist jenes, dass von RT die andere Seite der Medaille gezeigt wird. Nämlich die Seite, die von unseren Medien gerne verdeckt gelassen wird. Wie Ulrich Teusch außerdem in seinem Buch zeigt, ist an dem Vorwurf Russland-Kritik wäre auf RT tabu nichts dran: In „Worlds Apart“ – einer RT-Sendung die zwei Mal pro Woche zu sehen ist – kamen deutlich öfter Kremelkritiker zu Wort als Kremelversteher in der deutschen Medienwelt. (2)

Ziel der gegen RT gerichteten Polemik ist es dem Argumentieren gegen unliebsame Tatsachen (Beispiel 1, Beispiel 2) aus dem Weg zu gehen und dafür zu sorgen, dass diese als falsch wahrgenommen werden. Denn wie gesagt zeigt der russische Sender Dinge auf, die von unseren Medien verschwiegen werden und teils sehr schwer für sie zu entkräften wären – etwa welche Einflüsse auf die Berichterstattung der deutschen Privatmedien und öffentlichen Anstalten wirken. Kritik des russischen Senders soll schon im vornherein entkräftet werden. Durch andauernde Wiederholung der Vorwürfe gegen RT wird schließlich die gewünschte Wahrnehmung unter den Lesern, Hörern und Sehern generiert und zwar dass man RT nicht trauen kann. Man hat sich somit erfolgreich gegen Kritik abgesichert, solange kein zu großer Teil der westlichen Medienkonsumenten diese Praktiken durchschaut.

Im Falle der Propaganda-Vorwürfe gegenüber RT seitens der westlichen Medien, sind diese noch mit Doppelmoral verbunden, denn der Medien-Mainstream kann selbst oft als Propaganda beschrieben werden. Auch sind westliche Journalisten wie Larry King oder Ed Schultz wohl nicht umsonst zum russischen „Propaganda-Medium“ gewechselt. Laut Urlich Teusch sie tun dies aufgrund der Publikumsreichweite und der Freiheit die sie erhalten – was durchaus nachvollziehbar ist.

(1) Ulrich Teusch, Lückenpresse, S. 197
(2) Ulrich Teusch, Lückenpresse, S. 198