Mittwoch, 30. November 2016

Falsche Vorstellungen: Was können wir uns von der Politik erwarten?

An alle die noch darauf setzen eine Partei könnte mit ihrem Programm die großen Probleme im Land und auch der EU lösen oder dazu beitragen: Dem ist leider nicht so, sie haben einen sehr begrenzten Spielraum. Aber Medien und Politik lassen die Bevölkerung natürlich gerne im Glauben, es wäre der Fall, denn solange die Bevölkerung an diese Offenbarung glaubt und die Verantwortung in die Hände der Volksvertreter legt, wird sie von selbst keine großartigen Veränderungen einfordern und die Machtverhältnisse bleiben unverändert – und zu Ungunsten der Bevölkerung.

Einzig was der Politik einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist das durchaus wahrscheinliche Szenario, dass eine steigende Zahl der Bevölkerung ihr persönliches Umfeld oder Eigentum bedroht sieht. Wenn das passiert hören Menschen auf einmal auf Träge zu sein - politische Lethargie zu zeigen - und werden aktiv, was nicht nur Potenzial sondern auch Gefahren birgt. Wer sich politisch bis zum Tag X, an dem er merkt Politik betrifft sehr wohl auch ihn selbst, nicht beteiligt, dem fehlt das Wissen und das Verständnis, um jetzt auf einmal sinnvolle Schlussfolgerungen zu ziehen, er ist deshalb empfänglich für Populismus und Parteien die das "blaue vom Himmel" versprechen. Doch diese propagierte schnelle Lösung, wie sie im Wahlkampf so mancher Partei versprochen, wird gibt es nicht, es hat sie noch nie gegeben.

Darüber hinaus wird es meist sehr ungemütlich, wenn die Grenze des Persönlichen überschritten wird, in Europa haben wir das beispielsweise in Griechenland oder Zypern gesehen. Die Bevölkerung hat dort nicht freiwillig ihren Anspruch auf ihr Eigentum – Ersparnisse und Zugriff auf diese – aufgegeben, das war und ist mit absolut undemokratischen und totalitären Maßnahmen verbunden (wer mehr darüber wissen will, dem sei das Buch „Weltmacht IWF“ von Ernst Wolff nahegelegt). Maßnahmen, wie sie in Südeuropa getroffen wurden, werden unter Zwang von den Regierungen durchgesetzt und als alternativlos verkauft, ein Detail ist dabei jedoch wichtig: Nicht die Verursacher werden zur Verantwortung gezogen. Die Lehre die daraus also gezogen werden kann ist folgende: Wenn die Bevölkerung den Herrschenden freie Hand lässt, schrecken diese auch nicht davor zurück, ihre eigenen Fehler der Bevölkerung aufzutischen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt glaub noch keiner, dass Zustände wie im „faulen Süden“ auch hier Realität werden könnten, aber warum nicht?, hat sich seit der Finanzkrise irgend etwas gebessert? und was soll sich in Anbetracht von TTIP und Russland-Sanktionen bessern können? Was ist aus dem angepeilten Nulldefizit geworden, nachdem Frau Fekter die politische Bühne verlassen hat? Der Zins lässt unsere Schulden weiter und weiter anwachsen und der große wirtschaftliche Aufschwung ist nicht in Sicht, ohne diesen wird es aber schwer Schulden abzubauen - eines ist jedenfalls sicher, die Mathematik der Exponentialfunktion wird Recht behalten.

Während die Bevölkerung also mit Themen wie dem Präsidentschaftswahlkampf, dessen Sieger wohl kaum eine fundamentale Kursänderung zu bewirken vermag (ebenso wenig wie der nächste Kanzler), beschäftigt wird und sich gegenseitig in die Haare gerät - sprich mit sich selbst beschäftigt ist - wobei die Medien wohl die wichtigste Rolle spielen und von jeder noch so unbedeutenden Kleinigkeit berichten, bleiben die wahren Probleme unangetastet. Dieses Verhalten unseres politischen und gesellschaftlichen Systems ist jedoch bei weitem kein Zufall, es steckt zu großen Teilen System und Absicht dahinter. Die Interessen einiger weniger Milliardäre, Großkonzerne und Banken dominieren die Wirtschaft (des Westens), denn unsere westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme ermöglichen diesen Akteuren und ihren Interessen unproportional viel Macht gegenüber der Bevölkerung. Staaten sind aufgrund der Verflechtungen der internationalen Finanzwirtschaft gar erpressbar und werden Handlungsunfähig, wenn ihnen die Geldgeber den Zugang zu Kapital verwehren, auch hier kann als Beispiel wieder Griechenland herangezogen werden, die Troika - bestehend aus EU-Kommission, EZB und IWF - hat mit Demokratie nichts zu tun, bestimmt aber dennoch die Politik in Griechenland mit (Kredite sind an harsche Bedingungen geknüpft z.B. Privatisierungen).

Von all dem soll die Bevölkerung aber nichts mitbekommen, befürworten würde sie es schließlich nicht, also hat man Wege gefunden die Medien für gezielte Desinformation zu nutzen. Verwirrung ist das Stichwort, Propaganda ist heutzutage viel perfider als noch zu Zeiten Hitlers und ihr stehen weit mehrere Kanäle als das Radio zur Verfügung, die Psychologie hat sich weiter entwickelt: Unsere Medien erklären nicht die Zusammenhänge und das große Gesamte, sondern berichten von einer Unzahl an Ereignissen, aus denen niemand vermag auf die Ursache zu schließen. Das ganze wird noch verfeinert mit einer großen Portion Doppelstandards – die Mudschaheddin galten beispielsweise als Freiheitskämpfer so lange sie gegen das pro-sowjetische Regime in Afghanistan kämpften, wurden aber zu Terroristen als sie sich gegen den Westen wandten - und voilà, die Verwirrung im dichten Nebel ist perfekt. (Genauere Erklärung der psychologischen Hintergründe von Dr. Rainer Mausfeld in "Warum schweigen die Lämmer")

Das System muss sich grundlegend ändern, nicht nur kosmetisch und oberflächlich, doch dafür müssen erst die zugrunde liegenden Mechanismen identifiziert werden welche positive Veränderung verhindern, doch wo sind diese zu verorten? Da wäre zum ersten die repräsentative Demokratie in ihrer derzeitigen Form an sich, diese baut eine Pufferschicht zwischen Regierung und Volk auf, welche per Definition ja eigentlich regieren sollte. Auch wenn eine direkte Demokratie allein nicht funktionieren wird, so sollte sie dennoch mehr Bedeutung gewinnen. Vor allem aber muss für eine viel bessere Aufklärung im Land gesorgt werden, was in der Tat von der Regierung geschafft werden kann wenn sie denn will: offenes Weltbild, kritisches Denken, Medien, Bildung Als nächstes Problem ist die Energieversorgung (Strom, Wärme, Mobilität) zu identifizieren, diese baut maßgeblich auf fossile Brennstoffe auf, welche nach einer Ära des Wachstums nun aber zu Verknappen beginnen (das konventionelle Erdöl hat seinen Förderpeak 2006 erreicht, wobei seine Fördermengen einer Glockenkurve folgen), das führt einerseits zu teurer Energie und andererseits zu Interessenskonflikten und Kriegen um diese endlichen Rohstoffe – der militärisch stärkste kann sie sich sichern. In Österreich kann die Stromversorgung zwar zu einem Großteil durch Wasserkraft gedeckt werden, aber besonders im Bereich der Mobilität muss man sich mehr Gedanken zu alternativen Treibstoffen machen, die sicherstellen können, dass wir nicht mehr auf Importe aus dem Nahen Osten angewiesen sind. Der dritte und bei weitem wichtigste Mechanismus den ich erwähnen möchte ist das Geldsystem: Das Schuldgeld, dessen Schöpfung und Verteilung sich im Monopol privater Banken befindet (auch die FED ist übrigens eine private Notenbank), verursacht eine immer größere Kluft zwischen Geld- und Wertschöpfung und ist daher nicht nachhaltig. Darüber hinaus ermöglicht dieses Geld jenen die am meisten davon haben unverhältnismäßig viel Einfluss auf die Politik und Medien. (ein Einblick in das Geldsystem ist hier zu finden)

Welche wahren Alternativen gibt es nun aber? Zu allererst müssen wir alle unsere ideologischen Scheuklappen ablegen und aufhören darauf zu insistieren, dass eine Partei oder Wirtschaftsordnung Recht hat und die anderen im Irrtum liegen, eine sinnvolle Lösung lässt sich nur aus der Vereinigung aller guten Ideen finden. Darüber hinaus muss unser Geldsystem demokratisiert werden, das Vollgeld, auf welches ich in Zukunft noch näher eingehen werde, bietet eine Lösung hierfür, aber das bestehende Geldsystem wird sich nicht bis in die Unendlichkeit fortführen lassen, jedenfalls nicht zum Profit der Allgemeinheit, das sagt uns schon die Mathematik. Schließlich müssen wir uns auch von den fossilen Rohstoffen verabschieden und Alternativen finden, Nutzhanf ist jene Alternative die am vielversprechendsten ist: Er wächst unter den schlechtesten Bedingungen, benötigt keinen Dünger, keine Pestizide, liefert den notwendigen Ertrag (aus einem Hektar Hanf lassen sich rund 9.500 Liter Methanol gewinnen) und lässt sich nicht unter das Monopol mächtiger Konzerne bringen – jedoch verbieten, wie es in den 30er Jahren in den USA und Deutschland geschehen ist.

Die großen Probleme unserer Zeit kann meiner Meinung nach nur die Bevölkerung selbst lösen, wenn sie ihr demokratisches Recht wahrnimmt und sich für die Themen interessiert, ansonsten werden private Interessen die Oberhand behalten. Dieser Prozess muss auf der untersten Ebene anfangen, sprich direkte Demokratie muss verstärkt auf Gemeindeebene zum Einsatz kommen, wo noch über Probleme entschieden wird zu denen sich jeder eine Meinung bilden kann und ein Konsens leichter gefunden werden kann. Studien aus der Schweiz zeigen beispielsweise, dass jene Kantone, in denen die Bevölkerung mehr Einfluss auf die Gemeindefinanzen hat, einen besseren Haushalt aufweisen. Zum Thema Alternativwährungen (wie dem Vollgeld) ist abschließend noch zu sagen, dass diese parallel zur derzeitigen Währung existieren können und diese nicht ersetzen müssen, es spricht also nichts gegen Versuche die positiven und negativen Seiten dieser herauszufinden. Einige Beispiele für derartige Währungen sind: Talent (Schweiz), Waldviertler (NÖ), OSBEEE.

Donnerstag, 17. November 2016

Probleme des Geldsystems: Inflation und Geldwert

Weitere Artikel sind auf der neuen Seite www.schriftensammlung.com verfügbar.

Inflation – es gibt nicht viele Begriffe die so oft wie dieser in den Wirtschaftsteilen unserer Zeitschriften fallen. Die meisten von uns haben auch eine grobe Vorstellung davon was er bedeutet, das Geld verliert an Wert, doch was hat es darüber hinaus mit diesem Wort auf sich und wo liegt seine Ursache?

Klären wir die Frage der Ursache gleich zuallererst. Unser Geldsystem basiert darauf, dass für Kredit eine Gegenleistung gefordert wird - der Zins - welcher sozusagen einen Anteil an der Wertschöpfung, die mit dem Kreditgeld erzielt wurde, darstellt. Zum einen ist aber, wie bereits in meinem letzten Artikel erwähnt, die Geldschöpfung größer als die Wertschöpfung, was daran liegt, dass der Großteil Kredite dem Konsum, der Schuldentilgung und der Finanzwirtschaft zur Verfügung steht – allesamt keine wertschöpfenden Prozesse, wobei nicht all diese Kredite auch als Zahlungsmittel in Umlauf kommen. Darüber hinaus eilt die Geldschöpfung immer der Wertschöpfung voraus, denn der Kredit entsteht vor der Ware, was einen zusätzlichen Grund für Inflation darstellen kann.

All dies führt schlussendlich dazu, dass die Güter- und Warenmenge langsamer wächst als die in Umlauf befindliche Geldmenge, worin der Grund der Inflation liegt. Wirtschaftlich lässt sich dieser Vorgang mit einer erhöhten Nachfrage, aufgrund der gestiegenen Geldmenge und daraus resultierenden erhöhten Preisen, in Worte fassen. Aber auch mathematisch ist er einfach beschrieben: Stellen wir uns ein geschlossenes System mit einer fixen Anzahl Waren und einer bestimmten Geldmenge vor, wobei ein Brot zur Ausgangssituation genau 1 Euro kostet. Wird nun Geld geschöpft und die Geldmenge steigt im Verhältnis zur Warenmenge, so steht für dieselbe Menge Waren auf einmal mehr Geld zur Verfügung, sprich ein Brot kostet nun beispielsweise 1,1 Euro.

Aus der Kluft zwischen dem sich im Umlauf befindenden Geld und der gesamten Geldmenge (eine Übersicht über die verschiedenen Geldmengen ist hier zu finden) erwächst heutzutage außerdem noch dazu das Risiko einer Hyperinflation: Sämtliches Geld, dass sich nicht im Umlauf befindet, könnte theoretisch auch gedruckt werden und eine Hyperinflation herbeiführen, was in Anbetracht der Wirtschaftslage neben Zinssenkungen, welche zu Negativzinsen führen würden und damit eines Bargeldverbots bedürfen, noch eine Option der EZB ist.

Die Inflation wird bekanntlich in Prozent angegeben, werfen wir einen genaueren Blick darauf, was es mit diesen Wachstumsraten auf sich hat. Die Berechnung der Inflation, welche von sehr vielen Faktoren abhängt und sich höchst unübersichtlich gestaltet und daher leicht verfälschbar ist, lassen wir hier einmal außer Acht. Wann immer man auf diese Wachstumsraten und Prozentsätzestößt, hilft eine vereinfachte Formel um ein Gefühl für den beschriebenen, exponentiellen Anstieg zu erhalten: Die Verdoppelungszeit entspricht der Zahl 70 dividiert durch den Prozentsatz des Wachstums (T=70/p; Rudolf Taschner leitet diese Formel anschaulich in einem Vortrag her). Dieses exponentielle Wachstum kommt aber in der Natur nur in Ausnahmefällen vor und entzieht sich daher unserer Wahrnehmung, wir sind nicht vertraut damit und es fällt uns daher schwer, uns die Zukunft von Prozessen mit derartigem Wachstum vorzustellen. Ein sieben-prozentiges Wachstum bewirkt bereits nach 10 Jahren eine Verdoppelung, wer aber hätte diese Zahl im Kopf, wenn er auf eine Schlagzeile stößt, die eine Verdoppelung der Kriminalitätsfälle in 10 Jahren berichtet? Albert Bartlett erklärt die Tücken der Exponentialfunktion in einem höchst informativen Vortrag.

Die Geldentwertung, sinkende Kaufkraft, birgt dadurch, eine der Nachhaltigkeit widerstrebende, Mechanik in sich. Bei der Gegenüberstellung einer kurzfristigen und einer langfristigen realwirtschaftliechn Investition, mit jeweils dem selben erwarteten Gewinn (beispielsweise 10.000€), ist aufgrund des sinkenden Geldwerts die langfristige Investition benachteiligt. Eine Investition sei hier als der Einsatz von Kapitel, eines Wirtschaftstreibenden, in Produktionsmittel seines Unternehmens, betrachtet. Unser Geldsystem bevorzugt daher den schnellen Profit und die schnellsten Profite lassen sich am einfachsten in der Finanzwirtschaft erzielen.

Montag, 7. November 2016

Wie funktioniert Manipulation durch die Medien?

Mehr und mehr Leuten wird klar, dass es bestimmte „Eliten“ gibt welche mehr Einfluss auf die Medien und Politik haben, als sie in einer Demokratie haben sollten. Aufgrund der sich immer weiter verschlechternden Zustände in der Gesellschaft ist es offensichtlicher denn je, dass diese sogenannten Mainstream-Medien oft nicht daran interessiert sind die Wahrheit ans Licht zu bringen oder Ereignisse verständlich zu erklären. Diese Berichterstattung ist scheinbar bestimmten Interessensgruppen dienlich, das ist ein Rückschluss der aus diesem Verhalten gezogen werden kann und zur Annahme führt, dass die Medien oftmals im Interesse von Branchen, Superreichen, mächtigen Konzernen oder einflussreichen Politikern schreiben. Aber wie funktioniert das und welche Methoden kommen dabei zur Anwendung?

Medien können auf verschiedenen Ebenen manipuliert werden: Auf unterster Ebene werden die einzelnen Redakteure und Journalisten individuell beeinflusst. Die nächste Ebene umfasst die Manipulation von einzelnen Zeitschriften oder den übergeordneten Verlagen und schlussendlich kann noch immer die ganze Branche durch Verwendung psychologischer Tricks als Propagandamaschine instrumentalisiert werden. Wie das im Detail funktioniert werde ich nun anhand einiger Beispiele erörtern.

Einbettung in Netzwerke
Um die Berichterstattung einzelner Journalisten im eigenen Interesse zu beeinflussen ist vor allem die Einbettung in bestimmte Netzwerke und Think-Tanks beliebt. Beispiele hierfür sind die Atlantik-Brücke oder die Stiftungen des amerikanischen Milliadärs George Soros. Offiziel dienen diese Think-Tanks und Stiftungen etwa dem „Austausch“ von Informationen zwischen Amerika und Europa, oder der Förderung demokratischer Werte. Tatsächlich werden aber, zum Beispiel im Falle der Atlantik-Brücke, amerikanische Interessen auf europäische Schlüsselpersonen und Journalisten übertragen, womit das Ziel einer erhöhten Zustimmung der verbreiteten Pläne, in Politik und Bevölkerung, verfolgt wird. Ungeachtet dessen, wie die in diesen Netzwerken vertretenen Interessen zu beurteilen sind, kann es nicht im Interesse eines Journalisten sein, in ein System eingebunden zu sein, welches eine bestimmte Haltung zu bestimmten Themen erwartet. Das steht klar im Widerspruch mit einer unabhängigen Berichterstattung und fördert auch nicht die Recherche, wenn diese nicht im Einklang mit den Interessen der Netzwerke, welchem man angehört, steht. Wenn Journalisten also schon Teil solcher Vereine sind, sollten sie ihre Leser zumindest darauf hinweisen, dass sich die Interessen ebendieser Vereine auch in ihren Berichten wieder finden. Weshalb sie sich überhaupt zu einer Mitgliedschaft hinreißen lassen, liegt wohl in der Belohnung, zum Beispiel durch höheres Ansehen im Berufsumfeld oder der Tatsache, dass die bewiesene Konformität neue Türen und Tore öffnet. Erstaunlicher Weise hat die New York Times in ihrem Ethikkodex einen Paragraphen, welcher es ihren Journalisten verbietet sich in Organisationen zu engagieren, die selbst „nachrichtenwürdige“ Aktivitäten entfalten oder mit Politik und Wirtschaft zusammenhängen – in Deutschland ist das, meiner Recherche zufolge, nicht üblich.

Autorisierung
Politikern, beziehungsweise allen Interviewten, steht mindestens in Deutschland ein weiteres, ungeschriebenes Gesetzt zur Verfügung, um Berichte zu manipulieren: Die Autorisierung. Diese ist in keinem Gesetz und keiner Vorschrift festgeschrieben, ermöglicht es aber dem Befragten, nach einem Interview noch ein mal nach persönlichem Ermessen Aussagen zu streichen oder umzuschreiben. Das tatsächliche Interview wird dadurch verkrüppelt, um sich selbst in möglichst gutem Licht zu präsentieren. Ein meiner Meinung nach mehr als fragliches Vorgehen, welches sich scheinbar aber zur Selbstverständlichkeit entwickelt hat. Jedoch lässt sich die Autorisierung, auch für jene die nicht damit einverstanden sind, nicht so leicht umgehen. Denn auch hier wirkt wieder das Prinzip der Konformität: Wer seinen Befragten die Autorisierung verwehrt, kann sie womöglich nicht wieder für ein Interview gewinnen, das ist besonders bei Politikern ein Problem.

Preise und Belohnungen
Ein weiters Beispiel für die Einflussnahme auf Journalisten soll der „Liberty Award“ vom Zigarettenhersteller Reemtsma darstellen, welcher an Journalisten vergeben wird, die „außergewöhnliches für die Freiheit leisten – die Freiheit der Medien, der Gesellschaft und damit für die Freiheit eines jeden Einzelnen“. Preise wie dieser sind ein beliebte Methode von Unternehmen, um Nähe zu Journalisten aufzubauen.Die Preise sind im Berufsfeld angesehen, werden aber selbstverständlich nur an jene vergeben, die auch im Interesse des vergebenden Unternehmens berichten. Das ist geschickte PR, wie sie auch von Autoherstellern betrieben wird. Journalisten bekommen Testautos zur Verfügung gestellt oder gar ganze Urlaube rund um eine Produktpräsentation bezahlt. Die folgenden Berichte sind verständlich positiv gegenüber den freundlichen Unternehmen, schließlich will man auch nicht auf zukünftige solcher Angebot verzichten und man ist natürlich auch geneigt den Gefallen mit einem Gefallen zu beantworten.

Verbindungen mit Folgewirkung
Ganze Zeitungsverlage lassen sich durch eine gewisse Nähe zu wichtigen Politikern oder durch Halten von Anteilen des Verlags an der Leine führen. Der deutsche Springer Verlag hat beispielsweise enge Kontakte zur Bundeskanzlerin und in Österreich ist es Helmut Brandstätter (Herausgeber des Kurier), welcher guten Kontakt zu Werner Faymann pflegte. Diese Nähe ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation, die Zeitschrift berichtet dem Politiker gegenüber positiv gesinnt und erfährt dabei wichtige Informationen womöglich schon früher als die Konkurrenz. Neben dieser Nähe spielt natürlich auch Geld eine Rolle, die Raiffeisen Bank besitzt beispielsweise 50% der Medicur Holding GmbH, welche wiederum mehrheitlich an der Zeitschrift Kurier beteiligt ist. In Deutschland ist es die SPD eigene Holding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft, welche Anteile an einer Vielzahl deutscher Zeitschriften hält. Darunter die ehemalige Frankfurter Rundschau oder die Berliner Verlagsgesellschaft Vorwärts. Die ehemalige SPD-Schatzministerin hat diesbezüglich passend erklärt: „Auch dort, wo wir nur 30 oder 40 Prozent haben, kann in der Regel nichts ohne uns passieren“. Diese Verstrickungen auf persönlicher und finanzieller Ebene können durchaus Auswirkungen auf die Berichterstattung haben, wenn es zu Interessenskonflikten kommt. Zur persönlichen Recherche sei an dieser stelle noch auf den Verein LobbyControl und dessen Webseite lobbypedia verwiesen.

Systemtheorie
Die vorangegangenen Möglichkeiten werden noch durch ein Phänomen erleichtert, welches sich mit Hilfe der Systemtheorie erklären lässt. Journalisten müssen immer mehr und mehr Materialien abliefern (schreiben, interviewen, recherchieren, soziale Medien betreuen etc.), die Quantität ist wichtiger als die Qualität. Rund um die Uhr müssen Neuigkeiten in Paketform bereitgestellt werden, wobei der Wert der Information dabei immer weiter absinkt. Das führt dazu, dass Journalisten Arbeiten für sich erledigen lassen, zum Beispiel: Das Interview führt er nicht mehr selbst, sonder überlässt es einem Kollegen oder Praktikanten. Später hört sich der Journalist dann nicht einmal mehr selbst die Aufzeichnung des Interviews an, sondern lässt sich die wichtigsten Punkte erklären. Dieses System kann natürlich von jenen ausgenutzt werden, die darüber Bescheid wissen, indem an der richtigen Stelle angesetzt wird. Agenturen können dann etwa vorgefertigte Materialien, wie Bilder und Texte, bereitstellen und sich darauf verlassen, dass diese ohne viel Veränderung so übernommen werden. Für die Einzelperson ist es umso schwieriger dagegen anzukämpfen, da nicht nur die Automatisierung und Auslagerung von Prozessen Einfluss haben, sondern auch ökonomische Faktoren. Die wenigsten Journalisten können es sich leisten, ihren Job zu verlieren.

Tricks und primitive Methoden
An dieser Stelle möchte ich auf einige der Methoden der Manipulation eingehen, die sehr effektiv sind und ohne ein Verdrehen der Wahrheit auskommen. Da wäre einerseits der Einsatz von Studien und Statistiken. Grundsätzlich ist dem nichts entgegenzuhalten und es liegt hier auch in der Verantwortung des Lesers vor allem Statistiken nicht als gegebene Tatsachen zu betrachten, sondern lediglich als hilfreichen Richtwert. Darüber hinaus ist es aber sowohl bei Statistiken als auch Studien aber sehr wichtig, über den Umfang (z.B. Anzahl der Befragten), die Auftraggeber und sämtliche Parameter, welche Einfluss haben, Bescheid zu wissen. Andernfalls werden diese Richtwerte mitunter sehr irreführend und manipulativ. BP (British Petroleum) gab 2010 beispielsweise in seiner „Statistical Review of World Energy“ den Erdölkonsum mit 87 Mio. Fass pro Tag an. Laut OPEC sind aber nur 70 Mio. Fass davon auch Rohöl, die restlichen 17 Mio. Fass stammen aus unkonventionellen Quellen, wie Teersand oder Biotreibstoffen. Hier wird verschleiert, dass konventionelles Erdöl 2006 sein Fördermaximum erreicht hat.

Als zweites Beispiel für Tricks dieser Art soll hier die Verwendung des Begriffs „Verschwörungstheorie“ herhalten. Dieser wird in den Mainstream-Medien fast ausschließlich zur Diskreditierung von unerwünschten Meinungen und den dahinter stehenden Personen angewandt. Wann immer der Begriff fällt, soll das den Eindruck erwecken, das durch ihn bezeichnete wäre unwissenschaftlich, unglaubwürdig, geradezu verrückt und unter Umständen auch noch rechtsextrem. Damit kann man jeder, vielleicht unangenehmen, Argumentation aus dem Weg gehen, indem der Gegner verunglimpft wird – ein Verdrängungsmechanismus sozusagen. Deshalb sei hier einmal erklärt was eine Verschwörung eigentlich ist: Eine geheime Absprache zweier oder mehrerer Teilnehmer, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach nachteilig für die Betroffenen auswirkt. So ist zum Beispiel auch die offizielle Erklärung der US-Regierung zu 9/11 eine Verschwörungstheorie, denn auch diese dreht sich um eine geheim Absprache.

Psychologie
Schließlich gibt es noch eine Reihe psychologischer Tricks, um geschehenes unsichtbar zu machen. Die Rede ist von moralischer und kognitiver Unsichtbarkeit: Erste bedeutet, dass die moralische Verwerflichkeit von passiertem nicht erkannt wird, während zweitere das Ziehen von Schlussfolgerungen verhindert. Eine sehr effektive Methode zum Erreichen dieses Ziel ist die Fragmentierung. Fragmentierung bedeutet, dass Ereignisse und Informationen so zerstückelt und isoliert dargestellt werden, dass sich keine Zusammenhänge mehr daraus herstellen lassen. Erst wenn die Ursache für die Fragmentierung bekannt ist, können auch wieder die Zusammenhänge hergestellt werden.

Anhand eines Beispiels werde ich die Funktion dieser Technik verdeutlichen. Der Syrien Konflikt hat seine Ursache, wie die meisten Konflikte in der Region, im Rohstoff Erdöl bzw. Erdgas. Katar und der Iran haben bei Zugang zum größten Erdgasfeld der Erde, da dieses zusammen hängt, versteht sich, dass der schnellere den größeren Profit erzielt. Um das Gas zu verkaufen beabsichtigten sowohl der Iran wie auch Katar den Bau einer Pipeline durch Syrien. Jedoch gestattete Baschar al-Assad nur dem Iran das Projekt. Russland und der Iran stehen auf der Seite Syriens, während Katar auf jener Amerikas und Saudi-Arabiens steht. Die Ursache ist also sehr einfach erklärt und klar verständlich, so nachzulesen ist das aber in keiner Zeitschrift. Denn hier kommt das Prinzip der Fragmentierung zur Anwendung: Es wird über Unmengen an Ereignissen zum Syrien Konflikt berichtet, aber die Zusammenhänge werden nicht erklärt und aus der Informationsflut lassen sie sich auch nicht selbst herstellen.

Weitere psychologische Methoden sind etwa die De-kontextualisierung und die Re-kontextualisierung, wobei Informationen aus ihrem Kontext genommen werden und in einem anderen wieder eingebettet werden. So werden etwa die Folterskandale der USA aus dem Kontext der 20 Mio. Toten, welche die USA seit dem 2. Weltkrieg zu verantworten hat, gerissen und in jenen eines Einzelfalls eingebettet. Es ist dann auch ziemlich egal, wenn Zeitschriften doch über die Folterpraktiken der USA berichten, denn diese werden als Einzelfall dargestellt.

Interessant ist auch die Tatsache, dass wir etwas eher glauben wenn es öfter wiederholt wird – auch wenn es im vornherein als falsch deklariert wird. Das trifft zum Beispiel auf die Kriegspropaganda zu, wie sie etwa George W. Buch an die Amerikaner verkaufte. Er wiederholte immer wieder und wieder, wer die „Bösen“ sind. Mit Krieg sind wir auch schon bei einem sehr wichtigen Thema: Die Burtkastenlüge, welche für den Beitritt der USA in den zweiten Golfkrieg gesorgt hat, ist eine Erfindung der PR-Firma Hill & Knowlton Strategies. Man muss sich dessen bewusst sein, dass es PR-Firmen gibt, welche damit werben derart fatale Lügen zu erfinden oder sogenannte grassroot-movements zu inszenieren. Sprich diese Firmen generieren Initiativen, welche den Anschein erwecken durch die Bevölkerung gestartet worden zu sein. Nicht nur das Fälschen von Bildern und Fotos ist heutzutage Gang und Gebe.

Die Informationsflut, mit welcher wir uns neben all diesen perfiden Methoden konfrontiert sehen, erschwert Entscheidungen und Meinungsbildung noch zusätzlich. Es muss überhaupt erst das relevante vom irrelevanten getrennt werden und selbst das reicht noch lange nicht aus um ein klares Bild zu erhalten. Ohne die Zusammenhänge zwischen Ereignissen zu erfahren und einen Blick auf das große Gesamtbild zu erhalten, ist es schier unmöglich sich eine Meinung zu bilden. Die Medien haben die Rolle übernommen für uns zu entscheiden, ob etwas gut oder schlecht ist, sie haben uns dazu konditioniert unseren Hausverstand nicht zu verwenden. Denn würden wir diesen öfter verwenden, so wäre der Widerstand der Bevölkerung in vielen Bereichen stärker als er es jetzt ist.

All das ist Schlussendlich Propaganda und dient der Durchsetzung bestimmt Interessen, deshalb hier noch eine Definition von Dr. Rainer Mausfeld: “Als Propaganda sind alle systematischen Versuche anzusehen, die darauf zielen, die natürliche Urteilsfähigkeit von Menschen zu unterminieren und Einstellungen, Überzeugungen und Meinungen zu erzeugen, durch die sich die Menschen zum Vorteil der jeweils herrschenden Eliten missbrauchen lassen.“

Informationen von: Aktham Suliman, Daniele Ganser, Rainer Mausfeld, Udo Ulfkotte