Donnerstag, 17. November 2016

Probleme des Geldsystems: Inflation und Geldwert

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Inflation – es gibt nicht viele Begriffe die so oft wie dieser in den Wirtschaftsteilen unserer Zeitschriften fallen. Die meisten von uns haben auch eine grobe Vorstellung davon was er bedeutet, das Geld verliert an Wert, doch was hat es darüber hinaus mit diesem Wort auf sich und wo liegt seine Ursache?

Klären wir die Frage der Ursache gleich zuallererst. Unser Geldsystem basiert darauf, dass für Kredit eine Gegenleistung gefordert wird - der Zins - welcher sozusagen einen Anteil an der Wertschöpfung, die mit dem Kreditgeld erzielt wurde, darstellt. Zum einen ist aber, wie bereits in meinem letzten Artikel erwähnt, die Geldschöpfung größer als die Wertschöpfung, was daran liegt, dass der Großteil Kredite dem Konsum, der Schuldentilgung und der Finanzwirtschaft zur Verfügung steht – allesamt keine wertschöpfenden Prozesse, wobei nicht all diese Kredite auch als Zahlungsmittel in Umlauf kommen. Darüber hinaus eilt die Geldschöpfung immer der Wertschöpfung voraus, denn der Kredit entsteht vor der Ware, was einen zusätzlichen Grund für Inflation darstellen kann.

All dies führt schlussendlich dazu, dass die Güter- und Warenmenge langsamer wächst als die in Umlauf befindliche Geldmenge, worin der Grund der Inflation liegt. Wirtschaftlich lässt sich dieser Vorgang mit einer erhöhten Nachfrage, aufgrund der gestiegenen Geldmenge und daraus resultierenden erhöhten Preisen, in Worte fassen. Aber auch mathematisch ist er einfach beschrieben: Stellen wir uns ein geschlossenes System mit einer fixen Anzahl Waren und einer bestimmten Geldmenge vor, wobei ein Brot zur Ausgangssituation genau 1 Euro kostet. Wird nun Geld geschöpft und die Geldmenge steigt im Verhältnis zur Warenmenge, so steht für dieselbe Menge Waren auf einmal mehr Geld zur Verfügung, sprich ein Brot kostet nun beispielsweise 1,1 Euro.

Aus der Kluft zwischen dem sich im Umlauf befindenden Geld und der gesamten Geldmenge (eine Übersicht über die verschiedenen Geldmengen ist hier zu finden) erwächst heutzutage außerdem noch dazu das Risiko einer Hyperinflation: Sämtliches Geld, dass sich nicht im Umlauf befindet, könnte theoretisch auch gedruckt werden und eine Hyperinflation herbeiführen, was in Anbetracht der Wirtschaftslage neben Zinssenkungen, welche zu Negativzinsen führen würden und damit eines Bargeldverbots bedürfen, noch eine Option der EZB ist.

Die Inflation wird bekanntlich in Prozent angegeben, werfen wir einen genaueren Blick darauf, was es mit diesen Wachstumsraten auf sich hat. Die Berechnung der Inflation, welche von sehr vielen Faktoren abhängt und sich höchst unübersichtlich gestaltet und daher leicht verfälschbar ist, lassen wir hier einmal außer Acht. Wann immer man auf diese Wachstumsraten und Prozentsätzestößt, hilft eine vereinfachte Formel um ein Gefühl für den beschriebenen, exponentiellen Anstieg zu erhalten: Die Verdoppelungszeit entspricht der Zahl 70 dividiert durch den Prozentsatz des Wachstums (T=70/p; Rudolf Taschner leitet diese Formel anschaulich in einem Vortrag her). Dieses exponentielle Wachstum kommt aber in der Natur nur in Ausnahmefällen vor und entzieht sich daher unserer Wahrnehmung, wir sind nicht vertraut damit und es fällt uns daher schwer, uns die Zukunft von Prozessen mit derartigem Wachstum vorzustellen. Ein sieben-prozentiges Wachstum bewirkt bereits nach 10 Jahren eine Verdoppelung, wer aber hätte diese Zahl im Kopf, wenn er auf eine Schlagzeile stößt, die eine Verdoppelung der Kriminalitätsfälle in 10 Jahren berichtet? Albert Bartlett erklärt die Tücken der Exponentialfunktion in einem höchst informativen Vortrag.

Die Geldentwertung, sinkende Kaufkraft, birgt dadurch, eine der Nachhaltigkeit widerstrebende, Mechanik in sich. Bei der Gegenüberstellung einer kurzfristigen und einer langfristigen realwirtschaftliechn Investition, mit jeweils dem selben erwarteten Gewinn (beispielsweise 10.000€), ist aufgrund des sinkenden Geldwerts die langfristige Investition benachteiligt. Eine Investition sei hier als der Einsatz von Kapitel, eines Wirtschaftstreibenden, in Produktionsmittel seines Unternehmens, betrachtet. Unser Geldsystem bevorzugt daher den schnellen Profit und die schnellsten Profite lassen sich am einfachsten in der Finanzwirtschaft erzielen.

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