Donnerstag, 19. Januar 2017

Konkurrenz und Kooperation

„Konkurrenz belebt das Geschäft“ - wie im auch im Sport motiviert Konkurrenz dazu besser als die andern, die Mitstreiter zu sein. Die Konkurrenten versuchen in der Wirtschaft Wege und Mittel zu finden, um effizienter und billiger zu produzieren, sie versuchen Methoden zu entwerfen, welche ihnen einen Vorteil verschaffen, was allgemein im Sinne des Fortschritts ist. Jeder versucht jedoch seinen Fortschritt für sich zu beanspruchen und möglichst nicht der Konkurrenz zugänglich zu machen. Das ist vom Standpunkt der uneingeschränkten Anreicherung an Privateigentum verständlich, denn wer beispielsweise das Patent – also im Grunde das Monopolrecht – auf Viagra hat, besitzt damit eine fixe Einkommensquelle. Er hat die Möglichkeiten, das Produkt entweder selbst herzustellen oder Lizenzen für die Herstellung zu vergeben, beide stellen ein gutes Geschäft dar und garantieren ihm Einnahmen.

Für den einzelnen ist das alles schön, vom Standpunkt einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive wäre es aber wünschenswert wenn alle vom Fortschritt profitieren und alle zum Fortschritt einer Technologie beitragen können. Denn Konkurrenz belebt eben nicht nur das Geschäft, sondern animiert die Konkurrenten auch dazu, sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen – wer einen technologischen Vorsprung für sich behaupten kann, hat auch einen ökonomischen Vorsprung. Es ist nicht gewollt, dass die Konkurrenz von den eigenen Technologien Bescheid weiß und wenn doch, dann sollte sie diese zumindest nicht verwenden können, ohne dafür zu bezahlen (Patentierung). Diese Mechanik verhindert einen gemeinsamen Beitrag zum Fortschritt.

Dass es auch anderes funktioniert sieht man in der Welt der Software: Opensource ist kein zum Scheitern verurteiltes Konzept, sondern funktioniert hervorragend. Denn jeder kann die verfügbaren Technologien frei verwenden und zu derem Fortschritt beitragen, wovon wiederum jeder profitiert, weil die Technologie dadurch für ALLE besser wird.

Der Forst- und Betriebswirt Erwin Thoma - der Häuser vollständig aus Holz baut - spricht eine weitere wichtige Tatsache an, welche uns zu denken geben sollte: Die Natur (der Wald) kooperiert nämlich um zu bestehen und zu überleben, anstatt zu konkurrieren. Eine Einschränkung gibt es dabei jedoch, Bäume konkurrieren solange bis sie einen Platz für sich behaupten können und Zugang zum Sonnenlicht haben. Diese Konkurrenz ist notwendig, aber eben auch nur bis zu diesem Punkt. Forst- und Betriebswirtschaft vertreten, wenig überraschend, auch vollkommen gegensätzliche Ansätze zur Nachhaltigkeit. Während in der Betriebswirtschaft das Dogma des unbeschränkten Wachstums dominiert, grenzt die Forstwirtschaft Wachstum ein und ermöglicht es dort, wo vorher Platz dafür geschaffen wurde. Andernfalls wäre sie, konfrontiert mit den offensichtlichen Einschränkungen bezüglich Platz und Ressourcen, wenig erfolgreich.

Wie könnte man in unserer Wirtschaft das Gewicht der Kooperation gegenüber dem der Konkurrenz steigern? Ich könnte mir das folgendermaßen vorstellen: Patente könnten nicht mehr das Exklusivrecht auf den Besitz einer Technologie darstellen, sondern die „patentierte“ Technologie könnte jedem frei zur Verfügung stehen, solange er selbst entdeckte Verbesserungen ebenfalls wieder frei zur Verfügung stellt.

Anbieter die eine solche Technologie verwenden wüssten selbst am besten über die von ihnen verwendeten Technologien Bescheid und wie sie diese verwenden. Dementsprechend haben sie die Möglichkeit Services für ihre Produkte anzubieten, wie das im Opensource-Bereich der Software bereits der Fall ist. Auf die Warenproduktion übertragen könnten das Services wie die Reparatur oder das zur Verfügung stellen von Reparaturteilen sein. Auch Verbesserungen statt vollständig neuer Produkte könnten angeboten werden. Diese Verbesserungen können vom Hersteller selbst oder von anderen kommen, insgesamt profitieren beide davon. Im Kontext der heutigen Wirtschaft ist das jedoch, wie wir im letzten Artikel zu geplanter Obsoleszenz gesehen haben, nicht gewollt und aus systemischen Gründen auch nicht großflächig möglich.

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